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Autorenbildschrittabschnitt

11. OP Tag, Dienstag, 07.02.2023

Heute Morgen bin ich schon vor meinem Wecker um kurz nach 6 aufgewacht und habe mich noch ein letztes Mal auf zwei Beinen geduscht und frisch gemacht. Einem spontanen Impuls folgend, holte ich meine Schreibtasche heraus und schrieb einen letzten Gruß auf mein Bein: Danke liebes Bein, dass du mich so lange getragen hast! Jetzt muss ich es ohne dich schaffen. ❤️ So gegen 7:30 Uhr kam dann meine Schwester Vera mit Ina und die beiden fuhren mich in die Schleuse, wo ich auf meine Operationsliege verlegt wurde und für den Eingriff meinen Zugang in die Vene bekam. Dann ging es auch schon los und recht schnell. Der Chefarzt der Anästhesie war bei mir und klärte mich über das Setzen der beiden geplanten Schmerzkatheter auf. Aufgrund meiner schlechten Erfahrung beim ersten Schmerzkatheter vor einigen Jahren, bat ich ihn, dies alles zu legen wenn ich in Narkose bin und ich war sehr dankbar, dass er zustimmte. Das Nächste was ich wahrnahm, war das Gesicht meiner Schwester im Aufwachraum oder mittlerweile Holding genannt und das Gefühl, nach meinem Schmerz im Knie zu suchen. Es war weg. Nach gut 10 Jahren 24/7 ständiger Schmerzen, war das so überwältigend für mich, dass ich direkt heulen musste. Vera stimmte solidarisch mit ein. Die Uhr vor mir an der Wand zeigte 10 vor 12 Uhr an und ab da war ich immer mal wieder für eine Weile wach bis ich dann irgendwann abgeholt und auf mein Zimmer gebracht wurde. Vera und Ina waren sofort zur Stelle und ich erzählte immer wieder wie unfassbar das immer noch für mich ist, dass da kein Schmerz mehr ist. Klar, werden jetzt Einige denken "Na logo ist der weg, is ja auch kein Knie mehr da" aber dennoch war das für mich ein unbeschreibliches Gefühl. Natürlich spürte ich den Wundschmerz von der OP aber sonst war alles ruhig. Etwas später schlief ich wieder ein und wachte plötzlich mit einem heftigen Gefühl von Übelkeit auf. Da mein Handy auf meinem Bauch lag, rief ich spontan Vera an und sagte, dass es mir total schlecht ginge. Direkt spürte ich, wie mein Kreislauf in den Keller sackte. Ein Gefühl, was ich zwar schon kannte weil ich nach jeder OP Kreislaufprobleme habe aber so extrem kannte ich es nicht. Vera war sofort da und kurz darauf kamen noch ein paar Schwestern und der Arzt. Schocklage, ein weiterer Zugang, Blutabnahme bekam ich nur wie durch einen Schleier mit und ich wurde immer wieder ohnmächtig. Nach gut 2 Litern Flüssigkeit mit einem Kreislaufstabilisierendem Medikament intravenös, wurde ich langsam wieder etwas wacher und Vera erzählte mir später, dass sie sehr erschrocken darüber war, mein Gesicht inkl. meiner Lippen in schneeweiß zu sehen. Trotz alledem hat sie professionell funktioniert und einen tollen Job gemacht. Ist auch nicht ganz so einfach wenn die eigene Schwester anstelle eines unbekannten Patienten da liegt. Dann telefonierte ich mit Kilian und Blayne und hatte das Bedürfnis, meine Eltern zu sehen, die sich auch gleich zum Testen und anschließend zu mir auf den Weg machten. Bei der Visite erzählte mir der Chefarzt, dass er bereits im Vorbereitungsraum als ich bereits in Narkose lag vergeblich versuchte, mein Bein zu beugen. Trotz aller Kraftanstrengung war es nicht möglich. Der Versuch, das Narbengewebe und die Prothese zu entfernen war ebenfalls eine größere Herausforderung und kostete ihn 2 Skalpelle, da das Gewebe hart wie Knochen war und sich mit allen Mitteln wehrte. Auch der zweite chirurgische Operateur war so überrascht über das, was er sah, dass er Ärzte aus dem Nachbar OP holte, die einen Blick darauf werfen sollten, was bei einer Arthrofibrose und einer Prothese passieren kann wenn es nicht optimal läuft. Für mich war diese Information sehr wichtig insofern, dass ich dadurch das Gefühl bekam, dass man nun meinen Entscheidung zur Amputation nun etwas besser nachvollziehen kann. Die erste Nacht verbrachte Vera bei mir. Das war sehr gut für meinen Kopf. Wir redeten, schauten TV - die SGE gegen die Lilien im DFB Pokal Achtelfinale und schliefen dann irgendwann ein. Eine Stunde später war ich wieder wach und das blieb auch so für den Rest der Nacht bis zum frühen Morgen.


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